Wettbewerbsfähigkeit
Informelles Ministertreffen

Informelle Sitzung des Rats „Wettbewerbsfähigkeit“ – Die europäischen Forschungsminister betonten, wie wichtig es sei, eine „Kultur der Integrität“ zu entwickeln und die Gleichstellung der Geschlechter in der Forschung zu fördern

Die Forschungsminister versammelten sich am 21. Juli 2015 für den Bereich „Forschung“ des Informellen Treffens der Minister zuständig für die Wettbewerbsfähigkeit, das am Vortag in Luxemburg begonnen hatte. Das Treffen war, unter dem Vorsitz von Marc Hansen, dem Staatssekretär für Hochschulwesen und Forschung, den Themen „Integrität der Forschung“ und „Chancengleichheit in der Forschung“ gewidmet.

Marc Hansen betonte, wie wichtig es sei, eine „Kultur der Integrität bei der Forschung“ zu entwickeln

Conférence de presseDie Delegationen unterstützten die Bemühungen des luxemburgischen Ratsvorsitzes zur Förderung einer verantwortungsvollen Vorgehensweise bei der Forschung, welche die Gesamtheit des Forschungs- und Innovationszyklus – von der ersten Idee bis zum fertigen Produkt – abdeckt, weitgehend, bestätigte der Staatssekretär nach dem Treffen. „Da die Notwendigkeit, das Vertrauen zwischen der Wissenschaft, der Gesellschaft und den politischen Entscheidungsträgern zu stärken, zunimmt, ist es wichtig, dass die Kultur bewährter Praktiken wesentlicher Bestandteil der Grundlage für die Integrität der Forschung ist“, fügte er hinzu.

Es wurde davon gesprochen, Prozesse und Strukturen zur Förderung der wissenschaftlichen Integrität zu entwickeln, die es ermöglichen sollen, Verstöße gegen die Integrität zu vermeiden und Kohärenz, Gerechtigkeit und Transparenz bei allen Ermittlungen bezüglich eines Fehlverhaltens zu gewährleisten. Der Schwerpunkt lag darauf, Fälle von Fehlverhalten zu verhindern und auf „der Ausbildung von Forschern auf allen Entwicklungsstufen der beruflichen Laufbahn“, erklärte Marc Hansen.

Nach Ansicht des Staatssekretärs werde die Entwicklung von „stärker harmonisierten Leitinien“ im Bereich der Forschungsintegrität auf der Grundlage der bereits bestehenden europäischen Verhaltenskodizes „einen echten Mehrwert für eine exzellente Forschung“ darstellen. Ein derartiger Verhaltenskodex müsse die Verantwortlichkeiten der einzelnen Forscher und der Institutionen abdecken. Die nationalen Kodizes müssten mit den Kodizes auf europäischer Ebene, insbesondere im Rahmen des EU-Programms für Forschung und Innovation, Horizont 2020, einhergehen. „Es geht nicht darum, zu wiederholen, was bereits verwirklicht wurde, sondern darum, einen gemeinsamen Nenner zu finden“, führte Marc Hansen aus.

Da „ein breiter Konsens besteht, dass die Ausbildung das beste Mittel zur Prävention ist“, könnte die Einrichtung eines europäischen Netzwerks von Ausbildern für die Integrität der Forschung  in Betracht gezogen werden, meinte Marc Hansen. Darüber hinaus müsse man Möglichkeiten zur Beseitigung von „kontraproduktiven Anreizen, die zu Fehlverhalten führen“ finden, zum Beispiel, indem man den Schwerpunkt „mehr auf die Qualität als auf die Quantität von wissenschaftlichen Publikationen und Forschungsergebnissen im Allgemeinen“ legt.

Der EU-Kommissar für Forschung, Wissenschaft und Innovation, Carlos Moedas, betonte seinerseits, dass dies das erste Mal gewesen sei, dass die EU über die Frage der Integrität im Bereich der Forschung debattiert habe, und dass die Debatte „inhaltsreich“ gewesen sei. Er sprach von „den negativen Folgen von Verstößen gegen die Integrität für die Gesundheit, die Umwelt und das Vertrauen der Bürger in die Wissenschaft“. Ihm zufolge sei es daher wichtig, Forscherkollegen Zugriff auf Daten und Ergebnisse zur Überprüfung zu gewähren. Da es in der EU in diesem Bereich keine einheitliche Vorgehensweise gebe, wolle die Kommission bis Ende des Jahres 2015 einen „gemeinsamen Nenner“ ebenso wie Mittel für die Ausbildung vorschlagen.

Förderung der Gleichstellung der Geschlechter im Bereich der Forschung und Innovation

reunion„Bei gleichen Kompetenzen, gleichen Chancen und unabhängig vom Geschlecht!“, verkündete Marc Hansen und erinnerte daran, dass der luxemburgische Ratsvorsitz im Rahmen seiner Prioritäten ein besonderes Augenmerk auf die Steigerung der weiblichen Beschäftigungsquote und auf die ausgewogene Vertretung von Frauen und Männern in politischen und wirtschaftlichen Entscheidungsprozessen als die Wettbewerbsfähigkeit steigernde Faktoren legt. Da sich der Konkurrenzkampf um die besten Talente auf internationaler Ebene abspielt, müsse Europa ihm zufolge auf „seinen gesamten Pool an gut ausgebildetem Humankapital“ zurückgreifen.

Die Statistiken zeigen nun aber, dass es „eine klar erkennbare Unterrepräsentation“ von Frauen in Führungspositionen sowie in Entscheidungsfindungsprozessen gibt, insbesondere im Bereich der Forschung, wo „die Frauen in Führungspositionen deutlich in der Minderheit sind“, bedauerte der Staatssekretär. Den von Carlos Moedas angeführten Zahlen zufolge seien 47 % der Hochschulabsolventen weiblich, doch nur 33 % der Forscher, 20 % der Hochschullehrer und 10 % der Hochschulrektoren Frauen.

Die nationalen Delegationen unterstützten den Ratsvorsitz in seinen Bemühungen, einen besonderen Schwerpunkt auf konkrete Maßnahmen zur Förderung der Gleichstellung der Geschlechter im Bereich der Forschung und Innovation zu legen. Die Gleichstellungspläne sollen es so zum Beispiel ermöglichen, reale Veränderungen auf institutioneller Ebene zu bewirken und offene Bewerbungsverfahren zu fördern, die auf transparenten, nicht-diskriminierenden Beurteilungs- und Auswahlverfahren basieren, die sich auf die herausragende Qualifikation der Bewerber stützen. „Das Ziel besteht darin, echte Fortschritte zu erzielen, um bei Führungspositionen ein besseres Gleichgewicht zwischen Männern und Frauen zu erreichen“, erklärte Marc Hansen.

Dem Staatssekretär zufolge seien neben einer möglichen Integration der Gleichstellungsdimension in politische Reformen ein Austausch von bewährten Praktiken und eine regelmäßige Kontrolle der Umsetzung von Maßnahmen auf nationaler und europäischer Ebene, festgelegte Ziele sowie Folgenabschätzungen bei politischen Maßnahmen erforderlich.

Für Carlos Moedas ist die Gleichstellung der Geschlechter im Bereich der Forschung und Innovation von zentraler Bedeutung. „Ohne Gleichstellung kann die europäische Forschung nicht behaupten, eine globale Referenz zu sein“, sagte er. Seiner Ansicht nach sei eine konkrete „institutionelle Veränderung“ in den Hochschulen erforderlich. Für diese Veränderung wolle die Kommission in ihrer Strategie für die Gleichstellung der Geschlechter ebenso wie bei ihren neuen Prioritäten im Bereich der Forschung und Innovation, die auf drei Achsen, nämlich auf einer offenen Wissenschaft, offenen Innovation und einer Öffnung gegenüber der Welt, basieren soll, Anhaltspunkte liefern.

  • Letzte Änderung dieser Seite am 21-07-2015