Bildung, Jugend, Kultur und Sport
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In seiner Eröffnungsrede zur EU-Jugendkonferenz ermutigt Xavier Bettel die europäische Jugend zu einer stärkeren Beteiligung am demokratischen Leben

conf-jeunesseIn seiner Eröffnungsrede zur EU-Jugendkonferenz, die vom 22. bis 24. September 2015 in Luxemburg stattfindet, regte der luxemburgische Premierminister Xavier Bettel die europäische Jugend an, „sich stärker zu beteiligen, sich für ihre eigene Zukunft und für die Entwicklung der Gesellschaft zu interessieren“. Der EU-Kommissar für Bildung, Kultur, Jugend und Sport, Tibor Navracsics, plädierte für eine Teilhabe aller Jugendlichen aus allen Hintergründen am demokratischen Leben. Die EU-Jugendkonferenz findet im Rahmen des sogenannten „strukturierten Dialogs“ statt. Dies ist ein Konzertierungsverfahren, das es den europäischen Ministern ermöglicht, mit den jungen Menschen Europas in einem ständigen Dialog über die Politiken zu bleiben, die sie betreffen. Die Konferenz unter dem luxemburgischen Ratsvorsitz bildet den Abschluss der aktuellen Dialogrunde (Juli 2014 - Dezember 2015), die sich mit der politischen Teilhabe der Jugend befasst. Das Ziel der Konferenz besteht darin, die bei der vorherigen Konferenz, die im März 2015 in Riga stattfand, verabschiedeten Schlussfolgerungen zu finalisieren. Ihre Empfehlungen werden anschließend den Jugendministern auf der Tagung des Rats für Bildung, Jugend, Kultur und Sport am 23. und 24. November 2015 vorgelegt.

In seiner Eröffnungsrede über die Zukunft Europas und der europäischen Jugend sprach der Premierminister zunächst von der Situation von „Millionen Menschen, deren Zukunft gefährdet ist“, während er betonte, Europa sei gegenwärtig mit der „dramatischsten“ Flüchtlingskrise seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs konfrontiert. Der Premierminister, der zu stärkerer Solidarität unter den europäischen Ländern, aber auch mit Drittländern aufrief, brachte zum Ausdruck, dass ein Eingriff in Syrien möglicherweise notwendig sei, doch dass dies nur auf der Grundlage eines internationalen Mandats geschehen könne. Allerdings gebe es nach Meinung von Xavier Bettel noch eine andere Möglichkeit, Krieg und Elend zu verhindern: Man müsse den Bevölkerungen dieser Regionen mehr Perspektiven anbieten, und dies könne insbesondere dank der Entwicklungshilfe erfolgen, zu der Luxemburg in Höhe von 1 % seines BNE beitrage.

Xavier Bettel betonte, wie wichtig es sei, „gute Ausgangsbedingungen für die junge Generation zu schaffen“, um die Zukunft Europas zu sichern. „Wir brauchen aktive Bürger, die sich beteiligen und die sich für ihre eigene Zukunft und für die Entwicklung der Gesellschaft interessieren“, so der Premierminister, der dann die Initiativen Luxemburgs in diesem Bereich nannte. Hierzu zählen insbesondere die Einrichtung eines Zentrums für politische Bildung, das in etwa einem Jahr einsatzbereit sein soll, und auch den Vorschlag der luxemburgischen Regierung, das Wahlrecht auf das Alter von 16 Jahren herabzusetzen, welcher bei einem Referendum am 7. Juni 2015 abgelehnt wurde. „Ihr habt euren Platz in der Gesellschaft und in der Demokratie, und eure Stimme muss gehört werden“, meinte der Premierminister an die europäische Jugend gewandt. „Die Zukunft hat bereits begonnen, und Ihr werdet bestimmen, wie sie aussehen wird“, erklärte er zum Abschluss seiner Rede.

Tibor Navracsics beabsichtigt eine Vertiefung des strukturierten Dialogs

conf-jeunesse-navracicsTibor Navracsics, der EU-Kommissar für Bildung, Kultur, Jugend und Sport, erinnerte daran, dass Europa mit 123 Millionen Europäern, davon 27 Millionen Jugendlichen, die der Gefahr von Armut und sozialer Ausgrenzung ausgesetzt seien, und einer Arbeitslosenquote bei den unter 25-Jährigen, die in einigen Mitgliedstaaten nach wie vor bei etwa 50 % liege, gegenwärtig vor einer großen Herausforderung stehe. „Vor diesem Hintergrund laufen wir Gefahr, dass wir viele dieser jungen Menschen verlieren werden“, betonte der Kommissar, der ebenfalls daran erinnerte, dass bei den Europa-Wahlen von 2014 nur einer von drei jungen Erwachsenen seine Stimme abgegeben habe.

„Wir können diese jungen Menschen nicht außen vor lassen, denn sie sind die Zukunft Europas“, so der Kommissar, der auch zu einer Förderung der sozialen Integration, der aktiven Beteiligung als Bürger und der Teilhabe der Jugend am demokratischen Leben aufrief.  Der Kommissar plädierte insbesondere für eine Vertiefung des strukturierten Dialogs, an dem sich gegenwärtig 40.000 Jugendliche beteiligen. Seiner Meinung nach müsse dieses Verfahren alle Jugendlichen aus allen Bevölkerungsschichten repräsentieren. In diesem Zusammenhang kündigte der Kommissar die Einrichtung von „offenen und interaktiven“ Online-Plattformen an, auf denen die Jugendlichen über die Dinge diskutieren könnten, die ihnen am Herzen liegen.

Eine wissenschaftliche Studie über das politische Engagement der Jugend

Im Anschluss daran stellte die Psychologin Katrin Hillebrand eine wissenschaftliche Studie zum Thema „Politisches Engagement und Selbstverständnis linksaffiner Jugendlicher“ vor, die von verschiedenen Forschern der Universität Luxemburg und der Berliner Hochschule für Wirtschaft und Recht durchgeführt wurde. Die Zielsetzung dieser Studie, bei der 35 junge Aktivisten in 30 deutschen Städten befragt wurden, bestand darin, die Entstehung und Entwicklung des politischen Engagements bei Jugendlichen zu analysieren und dabei schwerpunktmäßig die Erfahrungen und Einflüsse (familiärer, schulischer Art usw.) dieser Jugendlichen zu untersuchen.

Die Studie ergab vor allem, dass zahlreiche Jugendliche mit der aktuellen Politik unzufrieden sind und dass sich eine Mehrheit der Jugendlichen mehr Gelegenheiten wünscht, um ihre Stimme zum Ausdruck zu bringen. Ihr politisches Engagement wurde meist durch die Familientradition (durch eine Nachahmung der Eltern oder auch durch eine Haltung des Widerspruchs ihnen gegenüber) und durch die Möglichkeit, sich bereits in jungen Jahren am schulischen Leben beteiligen zu können, beeinflusst.

  • Letzte Änderung dieser Seite am 22-09-2015